Leben am Rande des Wahnsinns – Pitch, Bitch!

Geschrieben von: Jenny Machadinho

Alle auf die Plätze, fertig, los: es wird gepitcht!

Aber fangen wir doch mal ganz von vorne an. Es ist ein Donnerstag, die Sonne scheint auf den gelben Tisch, an dem sich das Team wie jeden Morgen zusammen findet um den Tag zu planen, sich zu streiten oder liebevoll Umarmungen auszutauschen. 

Heute aber schlägt sie ein! Die Bombe! Es wurde beschlossen, an einem Pitch teilzunehmen. 

Ein Blick in die Runde verrät: nicht alle sind glücklich mit der Entscheidung. Freude und Aufgeregtheit, Panik, Wut und Verzweiflung lassen sich in den Gesichtern der Beteiligten erkennen. Manch einer versucht den Blick in eine andere Richtung schweifen zu lassen, um nicht zu dem auserwählten Team zu gehören, welches die nächsten drei Wochen am Rande des Wahnsinns leben wird. Gehört man dann doch zu den Glücklichen, gilt es Vorbereitungen zu treffen…

Vitamin D Tabletten einnehmen, da man sich in nächster Zeit nicht viel an der frischen Luft aufhalten wird. Neue Playlisten müssen erstellt und ein Workshop mit dem Schwerpunkt Aroma-Therapie muss besucht werden. Alle Termine absagen und um Himmels Willen keine neuen machen. Kinder, Haustiere und Partner wegorganisieren, bzw. sich um ausreichende Betreuung bemühen. Fertiggerichte und Studentenfutter besorgen, denn eine schnelle Zubereitung und wenig Zeitaufwand stehen hier an erster Stelle. Ist alles soweit geklärt, stellt man sich der Aufgabe und taucht in die Glocke der Kreativität ein.

Ein Meeting jagt das nächste. Farben, Schriften, Formen, Gefühle…. Ideenfindung, Konzepte und Scribbles werden sich an den Kopf geworfen. Der erste Streit bricht aus: Wütendes Unmissverständnis darüber, dass der Kollege die eigene Idee einfach nicht fressen will! Dabei ist sie gut, sehr GUT sogar! Ok, nicht ganz stimmig was das Konzept angeht, aber wen interessiert das schon, wenn der Rest passt? Geht es hier nicht um die Optik? Wir schwören uns schon jetzt, nie wieder bei einem Pitch mitzumachen…

Ok. Neues Layout, neue Idee, noch bessere Ausarbeitung. Alles passt, alles ist stimmig, alles fließt ineinander und wird ein großes Ganzes. Es herrscht wieder Harmonie. Pappen und Präsentationsmaterial werden besorgt, Praktikanten werden in die Kunst des Aufziehens eingeführt und der Drucker wird ein letztes Mal gecheckt. In einem Tag ist die Präsentation, und alle sind zufrieden, erstmal.

Doch dann: Der Chef mischt sich ein. Nichts ist gut, alles Mist und wir müssen uns erneut zurecht schaukeln. Köpfe platzen, Nerven liegen blank und die Zeit wird knapp. Freundlich war gestern. Wir gehen noch weiter und noch höher… Wir werden besser… Wir sind GUT!

Nun ist es endlich soweit: Präsentationstag. Reges Treiben, der Drucker pfeift aus dem letzten Loch, so wie das Team rund um das Projekt. Sprühkleber und der Geruch von Angstschweiß liegen in der Luft. Alles zusammen packen: Pappen, Konzept, Taschen und Kollegen…

Auf der Fahrt wird das Wichtigste noch einmal durchgegangen. Wir sind überzeugt, stolz und sicher, einen Knaller im Gepäck zu haben.
Denn: Wir haben hervorragend zusammen gearbeitet, ohne großes Theater (naja) und sind einmal wieder über uns hinausgewachsen.

Wir haben alles gegeben, sind freiwillig mit anderen Agenturen in den Kampf um die beste Idee gegangen. Haben geweint, gelacht, geschwitzt und triumphierend mit geschwollener Brust den Sieg nach Hause gebracht. Voller Freude liegen wir uns in den Armen, ganz closer eben.

Und wenn wir doch einmal verlieren – was natürlich ziemlich selten vorkommt *hust* – nehmen wir es sportlich und versuchen Gedanken, wie »Kann man so machen, aber dann wird’s halt PIEP!« zu unterdrücken.