DWDMIU – Eine Kampagne für ein gutes Miteinander

Geschrieben von: Lisa Konadu

Prolog – anno 2005

MSN, Knuddels und SchülerVZ waren die sozialen Medien, die zu meiner Teenie-Zeit angesagt waren. »Damals« – oh Gott, klinge ich alt! – um 2005 herum konnte man erstmals mit Freunden chatten, witzige Gifs und »Emoticons« verschicken und sogar über die Webcam »videofonieren«. Die Vorgänger von WhatsApp, Facebook und Instagram waren super beliebt bei Jugendlichen und lösten damals langsam aber sicher das tägliche Treffen zum Spielen nach der Schule ab. Jetzt war man schließlich ein »Teenie« und traf sich nicht mehr zum Spielen – höchstens noch zum »Abhängen«, um dann gemeinsam vor dem Computer mit Menschen zu chatten und gute wie auch schlechte Erfahrungen mit ihnen zu machen. Denn wo immer man im Internet persönliche Dinge, wie Fotos und Informationen teilte, gab es auch die Schattenseite: negatives Feedback und Hate von meist anonymen Personen, was mitunter sehr beleidigend und bedrohlich werden konnte. Das alles war weder angenehm noch persönlichkeitsfördernd, bewegte sich aber noch irgendwie im Rahmen, wenn es von Menschen kam, die einen nicht persönlich kannten und die man durch die »Blockieren-Funktion« aus seinem Dunstkreis schließen konnte. Wenn die Hasskommentare allerdings von den eigenen Mitschülern kommen, kann es einem das Leben zur Hölle machen.

Damals – so nenne ich die für mich prägende Zeit zwischen 2005 und 2008 – nahmen soziale Medien bereits erheblich an Wichtigkeit zu. Während die Nutzung dieser Plattformen früher aber noch bei 1 bis 2 Stunden in der Woche lag, nehmen die s.g. »Bildschirmzeiten« heute fast überhand. Denn: heute trägt jeder einzelne sein Gerät mit sich herum und ist 24/7 erreichbar.

Heute

Mit Smartphones, Datenvolumen, Snapchat und Co. ist unsere Gesellschaft in den letzten Jahren so viel schnelllebiger geworden. Selfies und Stories fliegen im Sekundentakt ins Netz. Es entwickeln sich immer wieder neue Trends und Challenges, die nach kurzer Zeit schon wieder »out« sind. Slang und Abkürzungen werden wie eine Geheimsprache benutzt, die von Menschen ab ca. 30 Jahren wie Hieroglyphen gelesen werden. In diesem Tempo kommen Verantwortliche kaum hinterher, die junge Generation vor Anfeindung und unfairem Umgang miteinander zu schützen. Denn genau so schnell wie Positives die Runde macht, können sich jetzt auch negative Inhalte viel schneller verbreiten.

Jugendliche heute sind viel angreifbarerer als früher, da der Austausch sich nicht mehr nur auf den Schulhof begrenzt, sondern sich durch die moderne Mediennutzung bis ins Kinderzimmer ausweitet. Hasskommentare von Mitschülern in Form von Verleumdung, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit stehen an der Tagesordnung und können besonders bei Jugendlichen im persönlichkeitsbildenden Alter großen Schaden anrichten.

DWDMIU – für ein gutes Miteinander

Um das Miteinander im Netz fairer zu gestalten und Jugendlichen ihre Verantwortung bewusst zu machen, hat die Oberschule am Waller Ring in Kooperation mit der AWO Bremen die Kampagne »DWDMIU – für ein gutes Miteinander« ins Leben gerufen. Die Kampagne soll die Schüler und Schülerinnen dazu ermutigen, sich aktiv gegen Intoleranz im Netz zu erheben. Die Grundlage dafür stellt der erste Artikel aus dem deutschen Grundgesetz dar: »Die Würde Des Menschen Ist Unantastbar«. Die Abkürzung »DWDMIU« soll immer dort ausgerufen werden, wo (jemandem) Ungerechtigkeit passiert. So wird aufgezeigt, dass die wahre Macht nicht beim Initiator, sondern bei den vielen anderen liegt, die sonst nur Zuschauer wären.

Beispielhaft dargestellt werden einzelne Szenarios in verschiedenen Videos der Oberschule, in denen sich Schüler in einem Chat mit »DWDMIU« für eine ausgegrenzte und gemobbte Person einsetzen.

Das Projekt »DWDMIU – für ein gutes Miteinander« wurde nicht nur von den Schülern, sondern auch von den Juroren des Landesinstitut für Schule so gut angenommen, dass es mit dem Bremer Jugendpreis 2019 »Dem Hass keine Chance« ausgezeichnet wurde. Daher wurde beschlossen, die Aktion in die »reale Welt« zu transportieren und als analoge Guerilla-Kampagne weiterzuführen. Und an dieser Stelle kamen wir in Spiel: closer unterstütze die Schüler bei der Erarbeitung der verschiedenen Designs und Umsetzung dieser auf die DWDMIU-Sticker.

Als erstes stand ein Workshop an: Mit einer Einführung in Gestaltung, Farblehre und Typografie habe ich den Achtklässlern Basics mitgegeben, auf deren Grundlage sie Ideen und Skizzen anfertigen konnten. Dabei sind viele tolle Entwürfe entstanden, die sowohl in Eigen- als auch Teamarbeit erarbeitet wurden. Der letztlich gewählte Entwurf wurde schließlich in Rücksprache mit betreuenden Lehrern und Sozialpädagogen bei uns im Hause für den Druck fertig gemacht.

Die Schüler*innen bei diesem tollen Projekt zu begleiten, war für mich eine besondere Erfahrung. Mir hat es mega Spaß gemacht, die Jugendlichen an das Vorhaben heranzuführen und zu sehen, wie motiviert sie zusammen an einem Projekt arbeiten, um gegen Diskriminierung und Hass vorzugehen. Auf jeden Fall beeindruckend, inspirierend und unterstützenswert!

Auch wir appellieren: Agiert bei Hate im Netz nicht als anonymer Zuschauer, sondern macht auf uncoole Verhaltensweisen mit dem Hashtag #dwdmiu darauf aufmerksam.