TIKTOK MARKETING FÜR UNTERNEHMEN
Geschrieben von: Sabrina Martens
Das Jahr 2018 legte einen neuen Meilenstein im Bereich sozialer Netzwerke: Die Video-Plattform TikTok wurde gegründet und schaffte es innerhalb eines Jahres zur erfolgreichsten App der Welt zu werden und überholte Instagram und Co. in allen AppStores.
Die rasante Entwicklung und die stets steigende Anzahl an Usern zeigen, dass diese App großes Potenzial mit sich bringt. Einige Unternehmen haben dies bereits erkannt und konnten durch gezieltes TikTok Marketing große Erfolge generieren. Doch mal eben ein 15-Sekunden-Video drehen und einfach hochladen ist nicht: TikTok Marketing für Unternehmen heißt strategisches Denken, Zielgruppenanalyse und vor allem: Interaktion, statt Selbstpräsentation. In diesem Blogbeitrag erklären wir euch, wie ein durchdachtes TikTok Marketing für Unternehmen große Erfolge generiert.
TikTok Marketing für Unternehmen in Deutschland— die große Chance?
Schon ein Blick auf die Entwicklung der Nutzerzahlen der chinesischen App verrät: TikTok verzeichnet eine der höchsten Wachstumsraten im Vergleich aller sozialen Netzwerke. Anfang 2018, nach der Fusion mit der App »Musical.ly«, erzielte die App die meisten Downloads in allen AppStores und überholte damit jegliche sozialen Netzwerke, wie Instagram und Facebook. Insgesamt 800 Millionen NutzerInnen hat TikTok weltweit, davon stammt der Großteil mit 500 Millionen Menschen noch aus China. In Deutschland sind es momentan 5,5 Millionen aktive TikTok User, was im Vergleich zu Instagram mit 15 Millionen aktiven Deutschen, natürlich noch etwas geringer ist. Bezieht man die Nutzerzahlen aber auf die erst kurze Existenz der App, ist TikTok auch hier, durch den rapiden Anstieg an Usern, schon im ersten Jahr allen anderen sozialen Netzwerken voraus.
In Deutschland zeichnen sich weitere markante Zahlen ab: Die Anzahl der Video-Views auf TikTok hat sich in Deutschland innerhalb des Jahres 2019 verdoppelt. Anfang des Jahres waren es 6,5 Milliarden angesehene Beiträge, Ende des Jahres stieg die Zahl dann auf 13,4 Milliarden Views. Die Tendenz ist dabei immer noch steigend, denn die Kurzvideo-Plattform bietet einen großen Vorteil: Man kann die Videos auch anschauen, ohne angemeldet zu sein.
It’s all about the Content!
Hinzu kommt, dass es hierbei um das Konsumieren von Inhalten geht: Die NutzerInnen nehmen sich Zeit für die Inhalte und können sie nicht einfach überfliegen, wie es bei Fotos der Fall ist. NutzerInnen in Deutschland rufen TikTok im Durschnitt zehnmal pro Tag auf, wobei die Verweildauer pro Tag bei ganzen 50 Minuten liegt.
Die Nutzungsart unterscheidet sich dabei in unterschiedliche Bereiche: Die wohl wichtigste Kategorie bietet das Erstellen und Konsumieren von Video-Content. Zu den beliebtesten Video-Typen bei TikTok gehören unter anderem die Lippensynchronisation und der Tanz. Die Nutzungsart der App lässt sich aber auch durch eine weitere, unumgängliche Kategorie bestimmen: die Interaktion. Für einen erfolgreichen Account ist es wichtig, anderen Usern zu folgen, Beiträge zu liken, kommentieren und mit NutzerInnen zu interagieren. TikTok bietet die Möglichkeit, auf andere Videos zu reagieren, passend dazu ein eigenes Video zu erstellen und die zum Schluss zusammenzufügen — ein sogenanntes Duett. Diese hohe Interaktion macht aus TikTok nicht nur eine App, sondern gleichzeitig ein soziales Netzwerk. Die dritte Kategorie bildet das Entdecken, wobei gezielt nach Hashtags oder NutzerInnen gesucht werden kann oder aktuelle Trends und beliebte Hashtags durchstöbert werden. Hashtags sind hierbei nicht wie bei vielen anderen sozialen Netzwerken nur Mittel zum Zweck, um mehr Likes zu bekommen, sondern legen den essenziellen Grundstein der ganzen App.
Stay focused: Hashtag Challenges!
Ganze 16 % aller Videos auf TikTok stammen aus Hashtag Challenges. Hierbei beziehen sich die Hashtags auf ein bestimmtes Thema und passend dazu laden NutzerInnen Videos hoch. Die Hashtags werden dabei nicht von der App erstellt, sondern von NutzerInnen, oder auch von Unternehmen, selbst. Andere NutzerInnen werden dabei aufgefordert, eigene Videos, passend zum Hashtag zu produzieren. Die Themen halten sich sehr offen und es gibt keinerlei Vorgaben: User dürfen sich selbst Inhalte überlegen. Hierbei wird die eigene Kreativität voll und ganz ausgeschöpft, jede einzelne Person wird zum Content Creator und leistet einen Beitrag. Und genau darin besteht der Vorteil beim TikTok Marketing für Unternehmen: Es werden nutzergenerierte Inhalte erstellt und gleichzeitig beschäftigen die Menschen sich durch den Call-to-Action mit dem Unternehmen, oder der Marke, welche die Hashtag Challenge aufgestellt hat. Die Marke wird nicht nur wahrgenommen, die Menschen setzen sich auch intensiv mit ihr auseinander. Folglich haben Hashtag Challenges mit Abstand das größte User Envolvement: Das Anzeigenformat wird von der Zielgruppe nicht nur gesehen, sondern selbst mitgestaltet.
TikTok Marketing für Unternehmen — so macht man es richtig!
Vor allem in Deutschland steht TikTok Marketing für Unternehmen erst noch in den Startlöchern. Einige Unternehmen sind sich dem großen Potenzial aber bereits bewusst und haben ihre Chance genutzt. Ein Beispiel dafür liefert eine Werbekampagne von »OTTO«: Zum 70. Geburtstag hat der »OTTO-Katalog« den Hashtag #MachDichZumOtto ins Leben gerufen. Es gab keinerlei Vorgaben bei der Challenge, aber natürlich hat jeder TikToker beim Lesen der Worte sofort Assoziationen im Kopf. Diese Offenheit und der humorvolle Hintergrund führen zu viel Kreativität in den Reaktionen, die User konnten ihren Ideen freien Lauf lassen und sich in ihren Videos wortwörtlich zum Otto machen. Das Ergebnis: Knapp 60.000 Videos wurden allein in der ersten Woche hochgeladen, die Menschen hatten Spaß in der Kreation von Inhalten und beschäftigen sich gleichzeitig intensiv mit der Marke. Der vermeintlich vom Aussterben bedrohte »OTTO-Katalog« hat damit bewiesen, wie groß die Wirkungskraft einer Werbekampagnen sein kann und tritt in diesem Fall als Vorzeigebeispiel im TikTok Marketing für Unternehmen auf.
Bezahlte Werbemöglichkeiten
Neben Hashtag Challenges gibt es noch weitere Werbemöglichkeiten auf TikTok: Mit der Ads Self-Service-Plattform können Unternehmen eigene Kampagnen zu erstellen, jedoch ist dies bisher nur in ausgewählten Ländern möglich. In Europa sind es vorerst Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. Dennoch sollten auch Unternehmen in Deutschland sich mit dem Selbstbuchungstool für TikTok Marketing schon jetzt auseinandersetzen, denn es ist nur eine Frage der Zeit, wann Deutschland hinzukommt. Schon jetzt kann man eine Bewerbung für die Self-Service-Plattform einreichen und sie danach wohl möglich nutzen. Das Tool bietet spannende Möglichkeiten für eine gezielte Werbeschaltung, die in folgenden Formaten angezeigt werden kann:
- Banner: Video im oberen Bereich des Menüpunkts »Entdecken«
- Brand Takeover: Standbild oder Gif, erscheint im Vollbildmodus, wenn NutzerInnen die App öffnen
- In-Feed Native Video: bildschirmfüllendes Video, wird angezeigt während NutzerInnen durch den Feed scrollen
- Branded Lenses/Effects: Videoeffekte und Bearbeitungen, die von einem Creative Team erstellt werden (Kosten starten bei 36.000€)
- Custom Influencer: Einflussreiche Personen erstellen Inhalte, die abgestimmt sind mit Marken
Da es noch keine Informationen darüber gibt, wann das Kampagnen-Tool auch in Deutschland verfügbar ist, sollten Unternehmen den Fokus aber in erster Linie auf Hashtag Challenges legen. Zudem kommt, dass diese Werbemöglichkeit kostenlos ist.
Der Blick in die Zukunft
Wir halten fest: TikTok gehört zu den sozialen Netzwerken, mit der größten Wachstumsrate und hat schon in seinen ersten Jahren einen enormen Zuwachs an NutzerInnen generiert. Für Unternehmen ist es also nicht nur dringendst zu empfehlen — sondern unumgänglich — sich mit TikTok Marketing auseinanderzusetzen. Wichtig ist hierbei, angestrebte Ziele im Vorhinein zu definieren und sich über die eigene Zielgruppe bewusst zu werden. Momentan sind 69 % der aktiven Nutzer zwischen 16 und 24 Jahre alt— das Mindestalter der App beträgt sogar nur 13 Jahre. Der Fokus sollte sich also ohne Zweifel auf die Genration Z richten. Doch mit Blick auf die Entwicklung anderer sozialer Plattformen kann man perspektivisch eine Mischung der Altersgruppen erwarten. Ein leichter Wandel der Demografie ist schon jetzt erkennbar: Viele Influencer der Generation Y, wie zum Beispiel Stefanie Giesinger(@stefaniegiesinger) oder Caro Daur(@carodaur), verweisen über Instagram zu ihrem neuen TikTok-Account. Hinzu kommt, dass die aktuelle Corona-Krise und das damit verbundene #socialdistancing den Menschen freie Zeit einräumt, um sich mit TikTok zu beschäftigen. Dass die App aber nicht nur als Langeweile-Killer in der Corona-Zeit dient, zeigt der enorme Erfolg der Anfangsphase — ohne Pandemie-Einfluss.